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Polnischer Erzbischof stellt Anti-LGBT-Kampagne in Frage

Der Vorsitzende der katholischen Polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Stanisław Gądecki, stellt sich gegen die homophobe Volksinitiative Stopp LGBT. Wie er in einem Rundschreiben an die Pfarrer seines westpolnischen Erzbistums Poznań schrieb, sei er nicht damit einverstanden, dass auf kirchlichem Terrain für die Initiative geworben werde und Unterschriften für sie gesammelt werden.

Die ultrakonservative polnische Stiftung Leben und Familie will mit der Volksinitiative Stopp LGBT ein Verbot von Paraden und Demonstrationen für die Gleichstellung Homosexueller festschreiben. Davon wären etwa LGBT-Prides betroffen, wie es sie in immer mehr polnischen Städten gibt.

Die von der Schwangerschaftsabbruchsgegnerin Kaja Godek geführte Stiftung hatte die polnischen Bischöfe um Unterstützung bei der Sammlung von Unterschriften für die Initiative gebeten. Darauf schrieb der Generalsekretär der polnischen Bischofskonferenz, Weihbischof Artur Miziński, den Diözesanbischöfen, es obliege ihnen, den Gläubigen in kirchlichen Räumlichkeiten ihrer Bistümer die Unterzeichnung dieses Projekts zu gestatten. Zudem bat er sie, "nach ihrer freien Entscheidung, die Möglichkeit einer wohlwollenden Behandlung dieser Angelegenheit zu erwägen". So erlaubte laut Presseberichten im Gegensatz zu Gądecki der Erzbischof von Białystok, Tadeusz Wojda, die Unterschriftensammlung in den Pfarreien seines Erzbistums. In der Stadt im Nordosten Polens waren im vergangenen Jahr Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer Pride-Parade angegriffen worden.

Die Situation von Homo-, Bi- und Transsexuellen sorgt in Polen für polarisierte Debatten und bestimmt den politischen Diskurs. Staatspräsident Andrzej Duda machte vor seiner Wiederwahl im Juli Stimmung gegen eine seiner Meinung nach gefährliche "LGBT-Ideologie". Insbesondere im konservativen Südosten des Landes erklären sich zudem immer mehr Städte und Gemeinde zu sogenannten "LGBT-freien Zonen". Zudem wurde Anfang August eine LGBT-Aktivistin festgenommen, was für zahlreiche Proteste sorgte.

Volksinitiative braucht 100.000 Unterschriften

Die Organisatoren der Volksinitiative Stopp LGBT wollen erreichen, dass der öffentliche Raum frei von dem ist, was Angehörige der Initiative als "Homo-Propaganda" bezeichnen. Nun sind mindestens 100.000 Unterschriften notwendig, damit sich das Parlament mit der Initiative befassen muss. Einen Volksentscheid können Bürger in Polen nicht herbeiführen.

Nicht dafür und nicht dagegen

In der katholischen Kirche, die in Polen einen großen Einfluss hat, ist das LGBT-Thema umstritten. So hatten sich in der Vergangenheit verschiedene Bischöfe homophob geäußert und die LGBT-feindliche Politik der rechtskonservativen PiS-Regierung unterstützt. In einem Schreiben der Bischofskonferenz zur LGBT-Frage von Anfang September verurteilten die Geistlichen allerdings jede Gewalt und Aggression gegen Mitglieder der LGBT-Community.

Zugleich sprachen sie sich allerdings gegen jedes Verhalten aus, das der "natürlichen sexuellen Orientierung" widerspreche. Auch sogenannte Konversionsbehandlungen von Homosexuellen befürworteten die Bischöfe. Bei dieser umstrittenen Pseudotherapie sollen die Neigungen homosexueller Menschen "behandelt" werden. In dem Schreiben der Bischofskonferenz heißt es, dass kirchliche Beratungsstellen "Menschen helfen, die ihre sexuelle Gesundheit und natürliche sexuelle Orientierung wiedererlangen wollen".

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